Praktische Durchführung

In unseren Kursen entstehen Gruppen- und Einzelbücher. Das Ziel ist, dass Kinder und Jugendliche einen Darstellungsraum für ihre Fantasie bekommen und sich mit ihren eigenen Ergebnissen in der Gruppe, in der Familie, bei Freunden und auch in der Öffentlichkeit identifizieren und präsentieren.

Wir arbeiten mit Kindern aus der Umgebung von Pegau, aus den umliegenden Kindertagesstätten, Horten und SchülerInnen aus Oberschulen und Gymnasien.

Fertige Bücher

Die Geschichten entwickeln sich im Zusammenhang mit Bildern, die entweder auf Papier gemalt oder in Linoleum geschnitten und gedruckt werden.

Wir begleiten Einzelgeschichten, wo die Idee eines Kindes ein Abenteuer erlebt und bis zum Ende durchgespielt wird. Bei Gruppengeschichten wird eine gemeinsame Idee entwickelt und verfolgt. Sie wird mit allen Erfahrungswerten aus der kindlichen Umgebung ins Leben geschickt. Dabei ist es wichtig, dass sich jedes Kind im Text und in den Bildern wieder erkennt.

Es wird so wenig, wie möglich vorgegeben. Wenn zu viel aus anderen Medien imitiert wird, achten wir darauf, dass die Fantasie der Mädchen und Jungen eigene Sätze und Bilder schafft, dass die eigenen Quellen sprudeln. Zum Beispiel können auch Pokémons neue Abenteuer erleben.

Im Vorschulalter sind die Kurs BetreuerInnen Schreibmaschinen.
Der Text entwickelt sich in mehreren Kursstunden und erfährt oft überraschende Wendungen, so dass er immer wieder neu bearbeitet wird. Die Erwachsenen hören sich die Gedanken der Kinder an und notieren sie In der Regel entstehen zuerst die Hauptfiguren. Sie werden auf Linoleum gemalt und mit dem Ritzmesser ausgeschnitten. Dann kommt die Farbe ins Spiel, die von den Kindern ausgesucht und mit gummierten Rollen aufgetragen wird.

Linolschnitt

In unserem Werkstattraum in Pegau steht eine alte schwere Druckpresse, die die Kinder mit viel Krafteinsatz bedienen.

Druckpresse

Ist der erste Druck gelungen, ist die Freude über die dargestellte Idee so groß, dass weitere Bilder folgen, und sich eine Geschichte ganz ungezwungen entwickelt.

Machen wir unsere Kurse vor Ort, wird mit der Hand gedruckt. Die Kinder sollen dabei die Struktur der Schnitte im Linoleum durch das aufgelegte Papier ertasten. Anschließend kann mit einem Nudelholz gleichmäßiger Druck erzeugt werden. In manchen Einrichtungen haben wir alte Wäsche Mangeln aufgestellt, und die Kinder drehen lustvoll das große Schwungrad.

Besonders bei den Vorschulkindern stehen erst wenig Buchstaben zur Verfügung. Hier führen wir das Rückdiktat mit einem spielerischen Wettbewerb durch.

Der Buchstabe eines Wortes wird auf einem Extrablatt gemalt. Während das Kind ihn auf seinem Blatt nachmalt, zeichnet die Betreuerin oder der Betreuer ein entsprechendes Bild. Z.B. Das A für eine Ameise, das B für einen Besen, da C für einen Christbaum usw.

Buchstaben Spiel

Natürlich ist das Kind am Anfang schneller fertig als die Zeichnung. Also bekommt es einen Punkt. Erst bei der Wiederholung der Buchstaben in den Worten des Textes darf die Figur weiter gezeichnet werden. Ist sie fertig, bekommen auch die ZeichnerInnen einen Punkt. Bei den Zeichnungen kommt es nur auf die Wiedererkennbarkeit an. Die Kinder lachen oft darüber, wenn die Tiere oder Figuren nicht so schön werden, wie sie in der Wirklichkeit sind und malen selbst das entsprechende Bild.

Wir legen Wert auf das Miteinander und nicht auf die Hierarchie zwischen Erwachsenen und Kindern. Stockt eine Geschichte kann die Gruppe helfen und Vorschläge machen. Unsere Aufgabe ist es, den Weg für eine Geschichte frei zu schaufeln. Es ist wichtig, dass die Kinder auf diesem Weg ihre eigenen Schritte machen.

Sie freuen sich über das Wiedererkennen der Buchstaben durch die Bilder und prägen sich ein: I wie Igel, einfachster Buchstabe der Welt. T wie Tisch, Teller, Tasse, N wie Nilpferd rauf runter hoch usw. – und sie sammeln Punkte, was ihnen ein Gefühl von Überlegenheit verschafft.

Damit ein Wort in der Buchstabenfolge kenntlich wird, bekommt es einen dicken Punkt am Ende. Wir nennen das Wortpause. Das verschafft dem Schreibfluss einen Rhythmus. Die Wortpause wird von vielen Kindern sehr lustvoll als Spirale, als Riesenpunkt, als Gesicht oder ähnlich ausgemalt.

Textbeispiel

Es ist wichtig, dass die Kinder Pausen bekommen, zwischendurch mal die Hände ausschütten, einen Buchstaben in die Luft malen usw. Sie dürfen bestimmen, wann sie genug geschrieben haben. Das kann auch mitten im Satz sein. Wir streichen im Urtext das bereits Geschriebene durch und jedes Kind weiß genau, was es schon geschafft hat, und was noch vor ihm liegt.

Ist ein Satz fertig, darf auf den Stuhl geklettert werden. Jemand liest das Geschriebene laut vor, und alle im Raum klatschen. Das Kind erfährt, dass das, was es geschrieben hat, auch andere verstehen. Es kann sich schriftlich mitteilen. Ist die Geschichte fertig, steigt es auf den Tisch und bekommt Applaus.

Mit diesen Spielen bleibt das Schreiben lebendig und unterhaltsam. Eine Leistung wird gleich von der Gruppe anerkannt. Die Kinder haben Lust weiterzumachen. Schreibfehler halten den Schreibfluss nicht auf. Hier liegt die Aufgabenstellung in der Schule.

Durch die Verknüpfung der handwerklichen Tätigkeiten beim Linoldruck mit den fantasievollen Ausdrucksmöglichkeiten der Kinder im Text entstehen einzigartige kleine Werke mit viel Witz und Tiefe.

Diese werden digitalisiert. Die Schrift wird von Artefakten befreit, und die Bilder können formal ergänzt und farblich überarbeitet werden. SchülerInnen binden wir in diesen Prozess mit ein.

Danach wird alles gedruckt und gebunden.

Unsere Jugendlichen und Kinder erfahren: Jedes Buch braucht seine Zeit und wie wertvoll es dadurch wird.

Dies geschieht möglichst alles in der Schreib- und Druckwerkstatt in unserem Kulturraum in Pegau, wo auch die Werkzeuge zur Buchbindung vorhanden sind und immer wieder eine Buchbinderin vor Ort ist.

Eine andere Möglichkeit ein Buch zu fertigen, ist die Klebefassung. Die gewünschte Anzahl der Blätter und 2 Buchdeckel werden zugeschnitten. Dann beginnt das Setzen des Textes. Entweder entsteht eine Seite Text und eine Seite Bild, oder die Bilder und Sätze werden durch Ausschneiden miteinander in Zusammenhang gebracht und so aufgeklebt.

Die Kinder erfahren durch die Zusammenstellung der Wörter, die auch immer weiter beschnitten werden können, wie ein lebendiger Text entsteht. Eine Titelseite wird entworfen, und die Form eines Buches ist spielerisch erlernbar. Es wird klar, dass jedes Buch eine rechte und eine linke Seite und auch Rückseiten hat, damit man darin blättern kann. Die Seiten werden anschließend zwischen die Buchdeckel gelegt und mit einer Klemme fixiert. Zum Zusammenfügen benutzen wir die japanische Faden-Bindung. Anschauliche Anleitungen finden sich im Internet.

Wenn möglich erstellen wir auch ein Hörbuch, dass wir als Stick oder CD zur Verfügung stellen.

Für eine Aufnahme wird ein Satz im Ganzen oder seinen sinnvollen Teilen vorgesprochen und das Kind spricht nach. Der Anteil der VorsprecherIn wird anschließend herausgeschnitten und der Rest zusammengefügt.

Die eigene Stimme zu hören, ist für viele Kinder immer wieder ein tolles Erlebnis. Auch wenn manche etwas zögerlich ans Mikrofon gehen.

Stick mit Geschichte zum Anhören

Unser größter Erfolg in dieser Richtung ist der „Audiowalk in Pegau. Hier entstanden Texte, Bücher und Tonaufnahmen zu ortseigenen Skulpturen, die per QR-Code mit dem Smartphone abrufbar sind. Unter der Überschrift Kinder lassen Steine sprechen führt ein Plan zu vielen Skulpturen in der Pegauer Innenstadt. Dieser Plan ist auch online abrufbar und kann daheim vom Bildschirm aus verfolgt werden.

(https://www.stadt-pegau.de/kultur-tourismus/audiowalk/)

Auch im jetzigen Projekt ist es geplant an den Skulpturen Laufendes Buch, Gestiefelter Kater und an der Tür des Kulturladens QR Codes anzubringen, die zu Texten dieser Internetseite führen.

Das Vorzeigen eines eigenen Buches, das Vorführen des eigenen Hörstücks oder der Spaziergang mit der Familie und Freunden durch die Stadt schafft Freude und Anerkennung.

Die bei uns entstanden Bücher erreichen die Öffentlichkeit auch, indem sie sichtbar in den Schaufenstern des Kulturladens in der Breitstraße 13 ausgestellt sind. Sie können bei uns auch nach ihrem Erscheinen erworben oder in der Stadt Bibliothek ausgeliehen werden. Zu Schul- und Kindergartenfesten, in den Einrichtungen für Betreutes Wohnen und auf Märkten veranstalten wir öffentliche Lesungen mit den jungen AutorInnen.

Kulturladen Pegau